Schüler entdecken Design

Stiftung Deutsches Design Museum Berlin zu Gast im Werkunterricht der Staatlichen Realschule Landshut

In die Zukunft denken, vom Alltäglichen abweichen, neue Wege der Problemlösung gehen: Geleitet von dieser Grundidee besuchte am 27.04.2017 der Designer Bruno Winter der Stiftung Deutsches Design Museum mit Sitz in Berlin die Staatliche Realschule Landshut. Er führte auf Einladung der beiden Werkenlehrerinnen Barbara Reisch und Birgit Buchner in der Klasse 10 f ein praxisorientiertes Projekt durch und ermöglichte den Schülern Einblicke in die große und spannende Welt des Designs. Die 22 Jugendlichen des gestalterischen Zweiges hatten Gelegenheit, in die Rolle von Jungdesignern zu schlüpfen und die Arbeitsweise in diesem abwechslungsreichen Berufsalltag kennenzulernen. Basierend auf dem Wissen über Acrylglas, was die Klasse bereits in den letzten Jahren im Werkunterricht aufgebaut hatte, fiel die Entscheidung auf das Thema “Entwurf eines Lampenschirms”. Dessen Funktion, Einsatzmöglichkeiten und Aussehen sollten genauer untersucht werden. Als Basis dienten PET-Mehrwegflaschen und eine handelsübliche Lampenfassung. Die Heranwachsenden hatten die Chance selbst einen gestalterischen Prozess zu durchzulaufen und die Dynamik, aber auch die Schwierigkeiten, die währenddessen auftreten können, wahrzunehmen.

Die Stiftung Deutsches Design Museum strebt mit solchen Workshops wesentliche Aspekte nachhaltiger Relevanz an. So sind die Vermittlung ästhetischer Grundlagen, die Sensibilisierung des Qualitätsbewusstseins, aber auch die Förderung von interdisziplinärem Denken, die Anregung von Kreativität und Experimentierfreude und die Erarbeitung von Lösungen nur einige Punkte, auf die besonderer Wert gelegt werden soll.

Um 8 Uhr fand die erste Begegnung mit Herrn Winter statt und damit verbunden auch die erste Aufgabe: Die Schüler sollten Wasserflaschen das Treppenhaus hinauftragen. Aber wofür? Was soll das mit Design zu tun haben? Nach einer Einführung des erfahrenen Designers, wobei Fragen wie “Was ist Design?” oder “Was macht ein Designer?”  geklärt wurden, sensibilisierte Bruno Winter die Schüler dahingehend, dass Design seinem Verständnis nach regional, nachhaltig und ökologisch sein sollte. Und schon steckten die 22 Jungen “der Fluxlux-Agentur” mitten in der Arbeit und stellten sich dem ersten Briefing. Die Jungdesigner hatten folgenden Auftrag: Ein fiktiver Kunde, ein Leuchtenhersteller aus dem Allgäu, ist mit dem Wunsch auf das Studio Fluxlux zugekommen, seinen Kunden etwas Ungewöhnliches zu präsentieren. Konkret hieß das für die Schüler: Sie sollten transparenten Kunststoff als Ausgangsmaterial nehmen, in diesem Fall einfache Wasserflaschen. Diese lassen sich unter Wärme verformen, können verklebt oder mit anderen Werkstoffen kombiniert werden. Ziel des Teams Fluxlux: Sie wollten versuchen, dem Kunden hinsichtlich der Form, aber auch durch eingebrachte Materialien neue Impulse zu verschaffen. Der Prozess konnte also starten. Nach einem kurzen Brainstorming machten sich die Jungdesigner unter der Aufsicht und tatkräftigen Unterstützung von Bruno Winter daran ihre eigenen Ideen umzusetzen. Das Klassenzimmer wurde zur Designwerkstatt. Voller Eifer schnitten, verformten, klebten und bogen die Schüler in Einzelarbeit, aber auch gemeinsam im Team. Mit großer Begeisterung entwarfen die Teenager die durchdachten Prototypen, auf welche sie durchaus stolz sein konnten. Der Entstehungsprozess (analysieren, entwerfen, gestalten), den die Klasse in einem ganzen Schulvormittag durchlief, kann in der Realität durchaus mehrere Jahre dauern, wie Bruno Winter am Ende verriet.

Eine abschließende Präsentation der Modelle durch ihre Gestalter rundete den lehrreichen und produktiven Tag ab und würdigte die Arbeit der Jugendlichen. So konnten sie stolz auf ihre Arbeit zurückblicken und mit dem Wissen nachhause gehen: Jeder ist Designer.

Birgit Buchner
Barbara Reisch